Gerald Stitz empfiehlt:
Jo Nesbø:
Das Nachthaus
Ein Telefonhörer, der Leute frisst, ja einsaugt mit Haut und Haar? Das hört sich absurd an? Genau dies passiert Tom, einem Jugendlichen in einer amerikanischen Kleinstadt, als er zusammen mit seinem Freund Richard in einer Telefonzelle eine Nummer wählt. Natürlich glaubt niemand Richard diesen Vorfall, im Gegenteil, als fremdes Adoptivkind wird er des Mordes am verschwundenen Tom beschuldigt.
Auf der Suche nach seinem Freund gelangt der Held der Geschichte in das sagenumwobene “Nachthaus”. Durch dessen eingebrochenes Dach ist eine hundertjährige Eiche gewachsen, Schwärme von intelligenten Rieseninsekten tauchen auf, die Wurzeln der Bäume werden lebendig …
Eingebettet ist dieser Horror in den Alltag einer spießigen Südstaatengemeinde, in der alle das ihre tun, um Richard, den Außenseiter, weiter zu isolieren. Kaum jemand spricht noch mit ihm, der Sheriff des Ortes unterwirft ihn endlosen Verhören. Ein sadistischer FBI-Agent versucht einen Lügendetektortest, schließlich landet der Junge in einem Erziehungsheim.
Was sich nach einer Mischung aus sozialkritischem Jugendbuch und klassischer Gruselstory anhört, entpuppt sich bei Jo Nesbø als Geschichte mit überraschenden Wendungen. Während sich nämlich in den ersten zwei Kapiteln Alltag und Phantastisches wechselseitig durchdringen, gelangt die Erzählung im dritten auf dem Boden des Normalen an.
Wie der geniale Autor Jo Nesbø das macht, wird hier natürlich nicht verraten. Aber es macht die Erzählung besonders, erzeugt extremen Nervenkitzel und unterscheidet sie vom Horror eines Stephen King.
Ich habe das Buch in zwei Nächten durchgelesen.
Ullstein
288 Seiten
24,99 Euro